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Vanillepudding, Lebenspläne und Trauer

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Die Trauer eines anderen Menschen zu spüren, bringt Erinnerungen an die eigenen Zeiten des Verlustes, der Hoffnungslosigkeit und dem Gefühl des Aufgebenwollens. Die Liebe zwischen zwei Menschen ist so einzigartig. Manchmal bedarf es keiner großen Worte. Es ist die Schwingung, die zwischen Menschen entsteht. Sie beginnt in uns eine Melodie erklingen zu lassen. Manchmal verlieren wir sogar unsere Sprache und dann sind es die Seelen, die noch immer miteinander klingen und schwingen, in ihrem ganz einzigartigen Tanz. Unendliche Seelen, die über viele Tausende von Jahren immer wieder miteinander inkarnieren, gemeinsame Abenteuer erleben und dann wiederkommen, um an Lebensaufgaben als Seelen zu wachsen.

Plötzlich erhalte ich neben all den Informationen über vorherige Lebenspläne, Bildern aus unterschiedlichen Reinkarnationen meiner Sitterin und ihres verstorbenen Ehemannes den Geschmack von Vanillepudding im Mund. Ein Bild mit einem Schüsselchen gelb, duftender Köstlichkeit taucht vor mir auf und verdutzt halte ich inne.  Seine Stimme sagt mir ziemlich laut ins Ohr, „ja, genau darauf habe ich einmal wieder Appetit. Das war einer der letzten Genüsse, die ich auf der Erde noch zu mir nehmen konnte.“ Ich bitte seine Ehefrau doch für ihn Vanillepudding zu essen.

Ich bin noch immer tief beeindruckt von der bedingungslosen Liebe, mit der die Ehefrau ihren Mann bis zuletzt gepflegt und begleitet hat. Einem Ehemann, der sich nur noch durch Laute äußern konnte, im Rollstuhl saß und auf ihre Hilfe angewiesen war. Es sind diese Alltagsengel, die ihre eigenen Bedürfnisse hinten anstellen,  um für einen anderen Menschen bedingungslos da zu sein. Leider sehen diese Engel nicht, was sie großartiges geleistet haben. Auch dieser Engel, mit dem ich ein Onlinesitting hatte, bildete da keine Ausnahme.

Sinnend ging ich hinunter in die Küche, um mir einen grünen Tee zu machen, als die Stimme wieder auftauchte: „Mach doch lieber einen Vanillepudding.“ Seufzend öffnete ich die Schublade und überlegte, ob ich vom coronabedingten Besuch meiner Großen vielleicht noch ein Tütchen mit Vanillepudding übrig hatte. In meinem nun kinderlosen Haushalt gibt es nicht mehr so häufig Pudding & Co. im Schrank.

Und tatsächlich fand sich noch eine Tüte. Ich musste grinsen, während ich die Aufschrift las:  „Seelenwärmer – 1 Portion Glücksgefühl“ – wie wahr. In mir breitete sich ein warmes Gefühl aus.

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Manchmal sind es die kleinen irdischen Dinge, die einen Menschen glücklich machen können. Ich hoffe, dass seine Ehefrau auch genauso einen Seelenwärmer für sich und ihn gemacht hat.

Vor allem hoffe ich, dass sie ein wenig Kraft und Trost aus dem Sitting bekommen konnte und nicht aufgibt.

Organspenden und die Folgen für alle Beteiligten

Gedanken aus spiritueller Sicht zum Thema Organspende

Das Thema Organspende habe ich ja schon verschiedentlich thematisiert. Dennoch ist es ein Thema, das die Menschen in unterschiedliche Lager spaltet. Ich kann hier nur für mich und meine Erfahrungen zu diesem Themenkomplex sprechen. Ich bin Angehörige eines Organspenders, nicht Empfängers, und habe sämtliche Phasen durchlebt, die mit Schuldgefühlen, Ängsten, Depression und Wut einher gingen. Meine Erkenntnisse basieren auf diesen Prozessen durch die ich hindurch gegangen bin. Ich durfte in meiner medialen Praxis Menschen begleiten, die ein Organ empfangen haben und Seelen, die mir von der anderen Seite von ihrer Sichtweise berichteten. Ich muss gestehen, dass ich selbst viele Jahre in diesem Gefühl von Schuld, Zweifeln und Ängsten gefangen war bis ich irgendwann die Tatsachen trotz meiner Skepsis so akzeptieren konnte, wie sie sich mir darstellten. Mein Herz geht zu all Denjenigen, die sich mit diesen Fragen quälen.

Aber ich denke, dass man sich mehrere Dinge vor Augen halten muss. Es ist nicht so, dass ein Mensch, der ein Spenderorgan erhalten hat, damit einfach wie nach einer Autoreparatur weitermachen kann. Da sind die Infektanfälligkeiten gerade am Anfang, wenn sich das Leben total verändert und Empfänger auf jegliche Sozialkontakte, die ansonsten ganz alltäglich sind, verzichten müssen. Der Lebensalltag muss den Bedürfnissen angepasst werden. Das ist für Alle in einer Familie belastend. Da kann das geliebte Haustier nicht mehr bleiben. Kinder oder Partner dürfen nicht geküsst werden oder küssen. Eine gemeinsame Badnutzung schließt sich auch aus. Das führt zu Konfliktsituationen auch und gerade, weil die Person, die vorher schwerkrank war, nun nach einer erfolgreichen Transplantation wieder ihren Platz in der Familie oder Partnerschaft finden muss. Ganz oft, führt dies zu schwerwiegenden Problemen und nicht selten zur Trennung.

Viele Transplantierte entwickeln dann auch Schuldgefühle dem Organspender gegenüber, wenn ihnen bewusst wird, dass da ein anderer Menschen gestorben ist. Nicht selten fühlen sie sich als Verursacher des Todes des Organspenders. Natürlich bekommt dann die Frage nach dem „Wer hat mir das Organ gespendet?“ und „welche Auswirkungen hat das jetzt auf mich?“ und das Gefühl die eigene Identität mit dem Organ verloren zu haben, was dann mit Ängsten und Depressionen einher geht. Es wird oft erst dann richtig bewusst, was es bedeutet, wenn der Hirntod festgestellt wird und man für tot erklärt wird.

Es ist nicht so einfach ein Organ auch in der Psyche anzunehmen. Daher ist es wirklich anzuraten, dass man sich dann therapeutische Hilfe sucht, um an der Akzeptanz des Spenderorgans zu arbeiten. Denn damit das Organ weiter aktiv bleiben kann, braucht es nicht nur die Medikamente, sondern auch die Einwirkung des Geistes auf das neue Organ.

Vielleicht trägt mein Video ja etwas dazu bei, dass  der eine oder andere Organempfänger die Spende in einem anderen Licht sehen kann und auch die Angehörigen eines Spenders Linderung in ihrer Trauer finden. Zumindest hoffe ich das aus der Tiefe meines Herzens….